Samstag, Oktober 01, 2005

INTERMISSION...

jetzt bitte in die lobby gehen, knabbereien und getraenke kaufen. wir sind gleich wieder da.

es werden uebrigens grundsaetzlich KEINE themenvorschlaege entgegengenommen. auch die kritik wegen der trippfehler perlt an uns ab wie nix. schreibt ihr mal auf einer tastatur ohne beschriftung, mit vertauschten buchstaben bei 30 grad im schatten alles richtig...

also dann, chaichaichai cofficofficoffi ...

Dienstag, September 27, 2005

system "Q"

in einer kleinen halle im bahnhof sitzen, wie in einem kino, fuenfzig inder und schauen murmelnd nach vorn. dort sind vier schalter, an denen man sich zugfahrkarten reservieren kann.
in fuenfminutenabstaenden geraet das kleine publikum in bewegung. eine wackelige laolawelle spuelt von hinten her ein paar menschlein vorne an die schalter und ich denke erst noch, das ist jetzt nicht das, wonach es aussieht. ist es aber, denn hier ist indien, da geht sicher noch einiges mehr.

ich quetsche mich also in die letzte reihe. bis ich bemerke, dass die nummerierung der sitze egal ist, hab ich schon einzwei grinsende inder vorgelassen. bin mittendrin im indischen bankruecken. alle fuenf minuten LAOOOLAAA, einen oder zwei plaetze weiter, sitz um sitz, reihe um reihe. ein grosses handgemaltes schild mahnt, dass man pro runde nur eine reservierung einreichen darf. wer versucht sich vorzudraengeln, wird mit zischlauten nach hinten befohlen. auch die meisten inder wissen nicht, wie das sogenannte "Q-system" funktioniert und so guckt man selbst (seit der dritte reihe so was wie ein alter hase hier) schon amuesiert hoch, wenn sich in das murmeln ein SCHHHH!! reinzuengelt, wen es nun wieder erwischt hat. einer versucht sogar von hinten eine ganze reihe zu ueberspringen. das kommt gar nicht gut. sogar ich haette fast mit losgeschhhhht.

es waere kaum lustiger, wenn man um die stuehle rundrumrennen und auf pfiff einen platz suchen muesste. sicher gibts auch das irgendwo in diesem land.

wir sind an die reihe gekommen, niemand hat dabei geschhht und wir haben jetzt zugfahrkarten. ich bin muede von der stadt, von dem dreck, der schlechten luft und dem bloeden gehupe, wo es nix zu hupen gibt. auch wenns nur ein kleiner moloch war, wars doch anstrengend mit ihm zu ringen.

morgen gehts in die berge. frueh halb sieben mit dem bus, ich freu mich drauf.

Sonntag, September 25, 2005

karmakaufen 2

wieder zu haus werde ich euch auf der prager strasse auflauern und "hallo" rufen. und noch mal "hallo" und mit spitzgerolltem RRRR "sirr, sirr! website! veeery cheap".

denn ich habe gelernt: ohne los nix moos.

hier draengt alles aufeinander ein, rangelt miteinander, wechselt stoffe und geht weiter. waehrend bei uns alle noch immer gesenkten blickes durch die strassen schlurfen und versuchen moeglichst kontaktfrei zum naechsten abgeriegelten stuetzpunkt zu gelangen. dort kann man dann, verschanzt hinter einem gestruepp aus sorgen und versicherungen, in aller ruhe erst mal drueber nachschwampeln, warum nur alles so schlecht funktioniert.

ich habe noch einige rupien den zubbelmenschen geopfert und mich mit keiner davon besser gefuehlt. ab sofort will ich nichts mehr geben, ohne etwas dafuer zu bekommen. ich trage meine touristenschaft zu markte und tausche sie gegen etwas ein, das mir keiner der gelumpekraemer bieten kann: einsichten.

einer alten frau habe ich die rupie gegeben. sie schenkte mir ein tolles laecheln dafuer. das ist doch ein anfang, denn dies laecheln war mir wie eine rasante ueberfahrt von dr prochnows blitzendem zahnarztstuhl ans andere ende der welt.
in einem moment zieht mein gesamtes leben vor meinem inneren auge vorbei, mein erster milchzahn in ein taschentuch gewickelt, die karies auf C7, auweia, amalgam und immer wieder noch ein loch, schlimm schlimm. dann der weisheitszahn, der raus musste.. wie traurig das war. und die krone oben links, ohgottogott, ich werde alt...

und schon bin ich da und es erwartet mich die frau und lacht mich an, weil ich ihr eine rupie geschenkt habe.

ich danke ihr und gehe weiter.

...und wer's verpasst bleibt gast

wir haben ihn gefunden, den wohl angesagtesten fresstempel mysores, das parklane hotel. sitzen zu abend unter einem gruenen pflanzengewirr (mit einer beimengung von ca. 80% pvc). ein paar der letzten plaetze gehoeren uns, das lokal fuellt sich tsunamihaft mit weiteren gaesten.

hier stimmt alles, die speisekarten sehen aus wie das ambiente. die musik ist live und einen tick zu laut (so wie alles in indien einen tick zu viel zu sein scheint) und die rotzenden und spuckenden koeche sind gut in der kueche versteckt, in die man als gast nienienie gucken darf. ueber den tischen haengen rote laempchen, die man anknipst, wenn man bedient werden moechte.

dazwischen wuseln eifrig servierknechte herum, gruene maennchen, so gruen wie das lokal. sie werfen gaesten bestecke in den schoss, einer zuendelt uns eine kerze an, laechelt freundlich und laesst dabei das brennende streichholz betty in die sandale fallen. waehrenddessen kratzt sich sein kollege am nachbartisch noch behende mit der linken am sack, als er mit der rechten das mahl serviert.

das muss so sein, denke ich, als mir der floetenspieler einen besonders langen spitzen ton in den hinterkopf bohrt, das ist perfekt so.

und ueber all dem thront der oberkellner. er gefaellt mir am meisten. er steht ueber allem, ueber den servierknechten und besonders ueber mir, dem gast.
er ist hier der chef, ohne ihn geht nix. sein blick zersaegt die luft oberhalb meines kopfes, nur sein drittes auge ist fest auf mich gerichtet und voller verachtung.

er erklaert mir die speisekarte, hoeflich und ausfuehrlich, aber so, dass ich mir vorkomme, als haette ich gerade total versagt.
ich vergesse mich darueber zu aeussern, dass er dabei unter dem tisch dauernd gegen meinen rucksack tritt. er ist einfach der perfekte kellner. wiederholt unsere bestellung noch einmal foermlich und verschwindet, einen anderen gast zu strafen.

ich bin sicher, er geht in die kueche, dem rotzenden koch sagen, dass er in unser lassi extraviel leitungswasser reintut. einfach weil wir so aersche sind.